Welche Stolpersteine können beim Ausarbeiten einer Kanzleistrategie auftreten?

Kanzleistrategie als anspruchsvoller Veränderungsprozess

Eine Kanzleistrategie zu entwickeln gehört zu den wichtigsten, aber auch zu den anspruchsvollsten Aufgaben in Kanzleien, weil sie ehrliche Kommunikation und Reflektion benötigt. Strategiearbeit berührt nicht nur Zahlen, Marktpositionierung oder Mandantenstruktur, sondern Identität, Führung, Werte und Zukunft. Entsprechend groß sind die Kanzleistrategie-Stolpersteine, die in der Praxis auftreten können.

Kanzleien starten oft motiviert, doch der Prozess gerät ins Stocken: Partnermeinungen prallen aufeinander, das Tagesgeschäft hat Priorität, Strukturen sind unklar oder alte Themen blockieren die Sacharbeit. Die Entwicklung einer Kanzleistrategie ist weniger ein analytisches Projekt als ein richtungsweisender Dialogprozess – idealerweise moderiert.

Manche Kanzleien unterschätzen anfangs, wie intensiv und komplex diese Auseinandersetzung ist. Denn eine Kanzleistrategie bedeutet, die Zukunft bewusst zu gestalten. Dafür müssen alte Gewissheiten hinterfragt, Prioritäten neu gesetzt und gemeinsame Positionen ausgehandelt werden.

Strategiearbeit in Kanzleien: Wenn der Prozess herausfordernd wird

In meiner Beratungspraxis sehe ich wiederkehrende Stolpersteine in der Kanzleistrategie, die verzögern oder stoppen – teils strukturell, teils kulturell oder emotional.

Typische Stolpersteine sind:

  • Unterschiedliche Zukunftsbilder im Partnerkreis: Vorstellungen zu Mandanten, Rechtsgebieten oder Märkten divergieren. Das ist normal, braucht aber klare Aussprache und Moderation.
  • Dominanz des Tagesgeschäfts: Keine Zeit für Strategie? Ohne Struktur wird Strategie immer nur zur Nebenaufgabe.
  • Unausgesprochene Konflikte/Machtfragen: Spannungen blockieren. Strategiearbeit bringt sie an die Oberfläche; wichtig ist, sachlich zu entemotionalisieren.
  • Fehlende Datenbasis: Entscheidungen nach Gefühl statt nach Zahlen, Markt- und Mandantenanalysen führen zu Unschärfen und vielleicht sogar zu grundsätzlichen Falschannahmen. CRM fehlt in sehr vielen Kanzleien.
  • Unklare Rollen im Prozess: Wer entscheidet, wer bereitet vor, wer dokumentiert? Rollenklarheit verhindert Frust, Stillstand und Flaschenhälse. Setzen Sie klare Fristen (z. B. „Wenn bis [Datum] kein Widerspruch vorliegt, gilt die Maßnahme als freigegeben“).

Zu schnelle Lösungssprünge sind ein weiterer Klassiker: Der direkte Sprung in Maßnahmen ohne Klarheit über Zielbild, Werte und Positionierung rächt sich. Disziplin in der Sache zahlt sich aus, braucht aber auch Geduld.

Diese Kanzleistrategie-Stolpersteine können Workshops kippen. Dann geht Energie verloren, Ziele verwässern, Teams ziehen sich zurück und es herrscht allgemeine Frustration.

Stolpersteine sind normal – und bearbeitbar

Stolpersteine sind kein Zeichen von Fehlern – sie sind ein normaler Teil des Strategieprozesses. Kanzleistrategie geht tief und betrifft vor allem:

  • Identität
  • Geschäftsmodell
  • Mandantenstruktur
  • wirtschaftliche Ziele
  • Teamkultur

Damit sind Emotionen, Erwartungen und Rollen verknüpft. Erfolgreiche Strategieentwicklung bringt diese Themen bewusst an die Oberfläche und legt auch Ängste offen – denn unausgesprochene Ängste blockieren massiv. Wo eine Kanzleistrategie stockt, liegt oft der Schlüssel zur späteren Klarheit.

Wie Kanzleien Stolpersteine früh erkennen und überwinden

Der Hebel ist ein strukturierter, moderierter Prozess. Professionell aufgesetzt, werden Stolpersteine schneller und nachhaltiger überwunden.

  1. Klarer Prozess mit definierten Phasen
    Analyse → Zielbild → Positionierung → Priorisierung → Maßnahmen. Ein definierter Ablauf verhindert, dass alles gleichzeitig diskutiert wird. (Mehr dazu: Kanzleistrategie entwickeln)
  2. Externe Moderation
    Neutrale Begleitung sorgt dafür, dass Konflikte konstruktiv bearbeitet werden, niemand dominiert, der Prozess strukturiert bleibt, Emotionen und Inhalte getrennt werden und Entscheidungen sauber getroffen sind. In sehr vielen Kanzleien macht die Moderation den Unterschied zwischen Erfolg und Frustration. (Siehe: Kanzleistrategie moderieren lassen). Weitere vertiefende Impulse zum Umgang mit Veränderungsprozessen in Kanzleien finden Sie im Artikel: Change-Management in Kanzleien: Wie Veränderung gelingt
  3. Gemeinsame Datengrundlage
    Erst wenn Zahlen, Markt, Mandanten und Erfolgsfaktoren geklärt sind, wird Strategie realistisch und überprüfbar.
  4. Mut zur Klarheit
    Strategie heißt entscheiden – und damit auch verzichten. Klare Sprache, eindeutige Prioritäten und das Ablegen vererbter Glaubenssätze schaffen Fokus.
  5. Verbindlichkeit in der Umsetzung
    Strategie muss im Alltag sichtbar werden: in Haltung, Führung, Mandatsannahme, Preisgestaltung, Recruiting und Kommunikation. Verantwortlichkeiten, Budgets und Fristen sichern Fortschritt.

Stolpersteine als Chance: Warum die schwierigsten Phasen die wertvollsten sind – oder: Da, wo der Schmerz ist, ist der Weg

Die Momente, in denen ein Strategieworkshop ins Stocken gerät, machen Wesentliches sichtbar:

  • Was hält uns zurück?
  • Wo unterscheiden sich unsere Visionen und Werte?
  • Welche unausgesprochenen Erwartungen prägen uns?
  • Welche Ängste blockieren uns?

Wer solche Fragen ehrlich adressiert, entwickelt eine Kanzleistrategie, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern gelebt werden kann.

Moderation macht oft den Unterschied

Externe Moderation schafft Neutralität, Struktur, psychologische Sicherheit, Raum für Divergenz, Entscheidungsklarheit und Verbindlichkeit. Besonders bei Konflikten oder festgefahrenen Prozessen zeigt sich: Strategieentwicklung ist Führungsarbeit und professionelle Begleitung erhöht Qualität und Tempo. (Siehe: Kanzleistrategie im Generationenwechsel)

Fazit: Stolpersteine sind Schritte in Richtung Zukunft

Stolpersteine sind unproblematisch, solange sie bewusst bearbeitet werden. Eine Kanzleistrategie gelingt, wenn Unterschiede sichtbar sein dürfen, Konflikte bearbeitet werden, der Prozess moderiert und kontrolliert ist, Klarheit über Ziele entsteht und Entscheidungen verbindlich getroffen werden. So wird aus Hindernissen ein Wegweiser – und die Grundlage einer starken Kanzleikultur.

FAQ: Häufige Fragen zu Stolpersteinen in der Kanzleistrategie

  1. Warum geraten Strategieworkshops schnell ins Stocken?
    Unterschiedliche Zukunftsbilder, alte Spannungen und fehlende Struktur treffen aufeinander; ohne Moderation fallen Teams in Muster zurück.
  2. Wie viel Zeit benötigt eine professionelle Strategieentwicklung?
    Je nach Kanzleigröße drei bis sechs Monate mit Workshops, Analysen und Umsetzungsplanung.
  3. Braucht jede Kanzlei externe Moderation?
    Nicht zwingend, aber die meisten profitieren: Neutralität und Prozesskompetenz erhöhen Tiefe, Ergebnisqualität und Geschwindigkeit.
  4. Wie lassen sich Konflikte im Strategieprozess entschärfen?
    Durch klare Regeln und Rollen, strukturierte Moderation, Transparenz in Entscheidungen und saubere Dokumentation.
  5. Woran erkennt man eine gute Kanzleistrategie?
    Daran, dass sie wirkt: klare Richtung, Fokus auf passende Mandate, geteilte Verantwortung und regelmäßige Reviews, die dynamisch an Markt und Kanzleientwicklung angepasst sind.
Welche Stolpersteine können beim Ausarbeiten einer Kanzleistrategie auftreten?